Rede von Ralf Bertscheit zur Eröffnung der Austellung
Ralf Bertscheit / Jürgen Klugmann / Jochen Warth
in der Galerie kunst_raum haerten, Jettenburg, 2001
… Mich interessiert es nicht mehr, von meinem Leben zu erzählen, von dem was geschehen ist,
mich interessiert es nicht, meine Arbeiten zu Sprachrohren zu machen,
mich interessiert eine andere Art der Erzählung, eine die nicht voranschreitet und deren Ende
schon nach wenigen Sätzen absehbar ist,
eine, bei der man nicht mitfiebert,
eine, die nicht dramatisch ist.
Manchmal vergesse ich beim Arbeiten an einer Skulptur, was ich da eigentlich mache,
und dann komme ich ihr auf die Spur …
mich interessiert eine Erzählung, die nicht läuft, sondern stillsteht,
eine, die ist, hier und jetzt,
eine, die sie selbst ist …
dieses Ding …
… geht das ?
… Ich will ein Ganzes machen, ein Ganzes.
Wenn ich Beton in eine Form gieße, habe ich aus Millionen Körnchen Zementstaub
und abertausenden Körnchen Sand und vielen Tropfen Wasser
ein Ganzes, ein Ding, Eins gemacht.
Das ist nicht mehr zerteilbar,
das ist nach außen abgeschlossen und ruht nach innen in sich.
Wenn ich Stahlplatten zusammenschweiße, löse ich das Metall an den Schweißnähten soweit auf,
dass es flüssig wird, dass es hier in seinen Bestandteilen frei fließt und sich bewegt,
um dann, im Erkalten, zu einem neuen Ganzen zu werden.
Die vorher getrennten Stahlplatten, die jede für sich ein Ganzes waren,
verbinden sich an ihren alten Grenzen miteinander zu einem neuen Ganzen …